Leitungsschirmung
Kabel und Leitungen treten in Wechselbeziehungen zu ihrer Umgebung, d. h. sie erzeugen aufgrund der übertragenen Nutz- und Störleistungen elektrische, magnetische und elektromagnetische Felder. Sie entnehmen Nutz- und Störfeldern Leistungen, die sich in den Übertragungskreisen störend auswirken können.
Die Schirmung dient der Reduzierung der gestrahlten Störenergie (Beeinflussung benachbarter Anlagen) sowie auch der Störfestigkeit eines Gerätes selbst (Störfestigkeit gegenüber Beeinflussung von außen).
Leitungen zwischen Baugruppen und zwischen unterschiedlichen EMV-Bereichen sind nach Herstellerangaben eventuell geschirmt zu verlegen und der Schirm ist ordnungsgemäß aufzulegen.
Folgende Punke sind besonders zu beachten:
- Schirmungen nach Herstellerangaben ein- bzw. beidseitig oder mehrfach auflegen.
Wird eine Mehrfachauflegung von Schirmen empfohlen, so können bei weitläufigen Anlagen Potentialausgleichsströme fließen. Kommt es durch diese zu Störungen, so sind die weiteren Masseverbindungen über Koppelkapazitäten (Kondensatoren) vorzunehmen. Damit ist eine hochfrequente Anbindung zur Störableitung möglich, ohne die 50 Hz Komponente zu übertragen. - Schirme dürfen nicht zur Stromführung verwendet werden. Damit darf ein Schirm nicht gleichzeitig die Funktion eines N- oder PE-Leiters übernehmen.
- Schirmunterbrechungen (z. B. bei Klemmen, Schaltern, Schützen, usw.) müssen möglichst niederimpedant und großflächig überbrückt werden.
- Keine Verlängerung des Schirms zum Erdungspunkt hin durch einen Draht („Pigtail“), da die Schirmwirkung dadurch um bis zu 90% verringert werden kann.
- Erd- und Massekabel mit großen Querschnitten, besser noch mit Masselitzen oder feindrahtigem Kabel herstellen.
- Schirme großflächig auflegen. Dies kann mittels Erdungsschellen, -klemmen oder -verschraubungen geschehen.
- Der Abstand Motorleitung zu Signalleitung sollte >20 cm sein. Netz- und Motorleitungen nicht parallel verlegen!
- Signalleitungen können mit Doppelschirm und verdrillt eingesetzt werden. Die Dämpfung steigt von etwa 30dB bei Einfachschirmung auf 60dB bei Doppelschirmung und auf ca. 75dB bei zusätzlichem Verdrillen.
Eine kleine Unterstützung bei der Auswahl geeigneter Kabel- und Leitungstypen in Abhängigkeit von der Klasse des geführten Signals bietet folgende Tabelle:
Klasse | EMV-Verhalten | Ein- drähtig |
Verdrillte Zweidraht- leitung |
Geschirmte Leitung |
Geschirmt (Folien- schirmung) |
Geschirmtes Hybrid- kabel* |
1 | Empfindlich | – | + | + | 0 | 0 |
2 | Wenig empfindlich | + | + | + | 0 | 0 |
3 | Gering störbehaftet | + | + | + | 0 | 0 |
4 | Störbehaftet | – | – | – | + | + |
Zeichenerklärung:
“ * “ Folien- und Geflechtsschirmung
“ – “ Nicht empfehlenswert
“ 0 “ Wenig empfehlenswert – relativ hohe Kosten
“ + “ Empfehlenswert – Kosten vertretbar
Quelle: Deutschen Gesellschaft für EMV-Technologie e.V. (D EMV T) mit Stand vom 02.07.2007,
Der gemeinnützige Verein hat laut Satzung „… das Ziel, entsprechend der Definition der EMV, d. h. die Fähigkeit der ordnungsgemäßen Funktion von elektrischen und elektronischen Systemen in der elektromagnetischen Umwelt, die fachlichen Interessen aller damit Betroffenen zu unterstützen.“
Des weiteren heißt es dort: „Der Verein will durch seine Öffentlichkeitsarbeit das Verständnis für EMV-Fragen vertiefen